In der ersten Einheit der Bipolar-Academy zeigen wir dir, was es mit der Bipolar Affektiven Erkrankung auf sich hat und wir geben dir einen Ausblick darauf, wie Depression und Manie in den Griff zu bekommen sind.
Die Bipolar Affektive Störung gehört zur Gruppe der Affektiven Störungen.
Es handelt sich um eine Störung, die durch wenigstens zwei Episoden charakterisiert ist, in denen Stimmung und Aktivitätsniveau des Betroffenen deutlich gestört sind. Diese Störung besteht einmal in gehobener Stimmung, vermehrtem Antrieb und Aktivität (Hypomanie oder Manie), dann wieder in einer Stimmungssenkung und vermindertem Antrieb und Aktivität (Depression). Wiederholte hypomanische oder manische Episoden sind ebenfalls als bipolar zu klassifizieren.
ICD-10 definiert mögliche Ausprägungen der Bipolar Affektiven Störung in den Abschnitten F31.0 bis F31.9.
Etwas plakativer kann das wie folgt formuliert werden:
Dabei müssen die einzelnen Episoden von (Hypo-)Manie, Depression oder gemischter Episode die jeweiligen Diagnosekriterien erfüllen.
Die Bipolare Erkrankung wird am besten psychotherapeutisch und medikamentös behandelt. Nur eine Psychotherapie ist nicht ausreichend.
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WHO ICD - Bipolar Affektive Störung
Affektive Störungen bezeichnen die Gruppe von psychischen Störungen, deren Hauptsymptome in einer Veränderung der Stimmung oder der Affektivität entweder hin zur Depression - mit oder ohne begleitende Angst - oder zur gehobenen Stimmung bestehen. Dieser Stimmungswechsel wird meist von einer Veränderung des allgemeinen Aktivitätsniveaus begleitet. Die meisten anderen Symptome beruhen hierauf oder sind im Zusammenhang mit dem Stimmungs- und Aktivitätswechsel leicht zu verstehen. Bei den meisten dieser Störungen kommt es zu Rückfällen. Der Beginn der einzelnen Episoden ist oft mit belastenden Ereignissen oder Situationen in Zusammenhang zu bringen.
ICD-10 definiert “Affektive Störungen” in den Abschnitten F30.- bis F39.
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WHO ICD - Affektive Störung
Nach dem DSM entspricht Bipolar-I einer “Bipolar Affektiven Störung” bei der der gesamte Krankheitsverlauf durch Episoden von Manie und Episoden von Depression charakterisiert ist. Diese Definition wird den vielfältigen Erscheinungsformen, auch klinisches Spektrum genannt, nicht gerecht. Der Terminus wird von Betroffenen sowie professionellen Behandlern umgangssprachlich und auch zur groben Kategorisierung verwendet.
Nach dem DSM entspricht Bipolar-II einer “Bipolar Affektiven Störung” bei der der gesamte Krankheitsverlauf durch Episoden von Hypo-Manie und Episoden von Depression charakterisiert ist. Diese Definition wird den vielfältigen Erscheinungsformen, auch klinisches Spektrum genannt, nicht gerecht. Der Terminus wird von Betroffenen sowie professionellen Behandlern umgangssprachlich und auch zur groben Kategorisierung verwendet.
Bei Zyklothymia handelt es sich um eine andauernde Instabilität der Stimmung mit zahlreichen Perioden von Depression und leicht gehobener Stimmung (Hypomanie), von denen aber keine ausreichend schwer und anhaltend genug ist, um die Kriterien für eine bipolare affektive Störung (F31.-) oder rezidivierende depressive Störung (F33.-) zu erfüllen. Diese Störung kommt häufig bei Verwandten von Patienten mit bipolarer affektiver Störung vor. Einige Patienten mit Zyklothymia entwickeln schließlich selbst eine bipolare affektive Störung.
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WHO ICD - Zyklothymia
“Anhaltende Affektive Störungen” sind eine Untergruppe der “Affektiven Störungen”. Hierbei handelt es sich um anhaltende und meist fluktuierende Stimmungsstörungen, bei denen die Mehrzahl der einzelnen Episoden nicht ausreichend schwer genug sind, um als hypomanische oder auch nur leichte depressive Episoden gelten zu können. Da sie jahrelang, manchmal den größeren Teil des Erwachsenenlebens andauern, ziehen sie beträchtliches subjektives Leiden und Beeinträchtigungen nach sich. Gelegentlich können rezidivierende oder einzelne manische oder depressive Episoden eine anhaltende affektive Störung überlagern.
ICD-10 definiert mögliche Ausprägungen der “Anhaltenden Affektiven Störung” in den Abschnitten F34.0, F34.1, f34.9 und F34.9.
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WHO ICD - Anhaltende Affektive Störungen
Eine hohe Rezidivrate, auch “Wiederholungsrate” genannt, ist charakteristisch für die “Bipolar Affektive Erkrankung”, wobei der Verlauf individuell sehr variabel ist. Rund 10% der Betroffenen erleiden mehr als 10 Episoden, viele von ihnen zeigen eine Residualsymptomatik. Die Residualsymptome - einfacher mit “nicht gänzlich verschwindende Rest-Symptome” umschreibbar - begünstigen eine Wiedererkrankung. Deswegen stellt die Rückfallverhütung einen zentralen Versorgungsaspekt dar.
Nach ICD müssen folgende (Diagnose-)Kriterien für eine Manie (ICD-10 F30.-) erfüllt sein:
Eine Manie kann von psychotischen Symptomen (ICD-10 F30.2) begleitet werden. Nach ICD gilt für eine Manie mit psychotischen Symptomen:
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WHO ICD - Manie
Die Hypomanie (ICD-10 F30.0) wird im Allgemeinen oft als angenehm und nicht als etwas Krankhaftes empfunden. Diese Form der Manie sollte medikamentös behandelt werden, wenn sie nach einer Depression oder im Rahmen eines bipolaren Krankheitsgeschehens auftritt. In diesem Zusammenhang kann sich die Hypomanie nämlich zur Manie entwickeln. Eine Therapeutin/ein Therapeut oder eine Ärztin/ein Arzt sollten unter diesen Umständen unbedingt aufgesucht werden. Die Betroffenen sollten einen geregelten Lebensablauf einhalten. Ein stabiler Schlaf-Wach-Rhythmus ist besonders wichtig, auf Alkohol sollte verzichtet werden.
Für die Hypomanie sind besonders auffällige Symptome wie der Verlust sozialer Hemmungen, überhöhte Selbsteinschätzung / Größenwahn, andauernder Wechsel von Aktivitäten und rücksichtsloses / leichtsinniges Verhalten eher untypisch.
Nach ICD müssen folgende (Diagnose-)Kriterien erfüllt sein:
Zu Punkt 3: Die angeführten Kriterien müssen bei Bipolar Affektiver Störung gelten, damit die Diagnose “Bipolar Affektive Störung, gegenwärtig hypomanische Episode” (ICD-10 F31.0) gestellt werden kann. Es handelt sich dann um keine eigenständige Hypomanie (ICD-10 F30.0).
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WHO ICD - Hypomanie
“Depressiv sein” wird umgangssprachlich als Synonym für viele Formen des “Sich-Schlecht-Fühlens” verwendet.
Die nachfolgenden (Diagnose-)Kriterien nach ICD grenzen den umgangssprachlichen Begriff der “Depression” vom medizinischen Begriff der “Depression” ab. Um im pathologischen Sinn an einer Depression ( ICD-10 F32.-) zu leiden, müssen mindestens 2 der 3 nachfolgende Haupt-Symptome erfüllt sein:
Des Weiteren müssen eines oder mehrere der nachfolgenden Zusatz-Symptome vorhanden sein. Die Anzahl weiterer Symptome entscheidet über die weitere Einteilung, denn bei einer Depression können mehrere Ausprägungen unterschieden werden:
Die Zusatz-Symptome sind:
Zusätzlich kann ein “somatisches Syndrom” vorliegen, das bei einer Diagnose auch in Form einer Zusatzkodierung angeführt wird. Dafür müssen nach ICD folgende Kriterien erfüllt sein:
Eine schwere Depression kann von psychotischen Symptomen begleitet werden (ICD-10 F32.3). Eine schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen zeichnet sich durch Halluzinationen, Wahnideen, einer psychomotorischen Hemmung oder einem Stupor (Starrezustand des ganzen Körpers bei vollem Bewusstsein) aus, wobei alltägliche soziale Aktivitäten unmöglich zu bewältigen sind und Lebensgefahr (durch Suizid, Mangelernährung, mangelhafte Flüssigkeitszufuhr usw.) besteht. Beispielsweise kann es bei einer schweren Depression mit psychotischen Symptomen zu wahnhaften Schuldgefühlen kommen.
Gerade hypomane Episoden werden von vielen Betroffene nicht als etwas Krankhaftes erkannt. Deswegen werden oft nur depressive Symptome geschildert, die episodisch auftreten. Dann wird von rezidivierenden (wiederkehrenden) depressiven Episoden (ICD-10 F33) gesprochen, wobei die einzelnen Episoden mit den oben angeführten Kriterien kodiert werden. Diese Diagnose ist aber nicht mehr zutreffend, wenn irgendwann hypomane oder manische Episoden aufgetreten sind.
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WHO ICD - Depression
Psychoedukation bedeutet evidenzbasierte (auf wissenschaftlichen Fakten basierte) Information und Aufklärung der Betroffenen und ihrer Angehörigen über ihre Erkrankung, deren Ursachen, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten. Psychoedukation fördert das Verständnis für die mit der Erkrankung verbundenen Probleme und vermittelt grundsätzliche Strategien zur Problembewältigung. Bei der Bipolar Affektiven Störung sollte in der Psychoedukation auf nachfolgende Aspekte eingegangen werden, um bei Betroffenen ein umfassendes (biopsychosoziales) Krankheitsverständnis zu generieren:
Mit der Psychoedukation ändert sich die Einstellung der Betroffenen zu den Behandlungsansätzen, die Compliance zu den therapeutischen Maßnahmen und auch die Kompetenz zum Gesundheits-Selbst-Management steigt.
Symptomfreie Intervalle, auch euthyme Phasen genannt, verlängern sich. Die Rückfall- und Rehospitalisierungsrate sinkt. Weitere Krankheitsepisoden verlaufen oft milder und dauern kürzer an. Menschen aus dem nahen sozialen Umfeld entwickeln ebenfalls ein besseres Verständnis für die, mit der Bipolar Affektiven Erkrankung verbundenen Probleme. Damit steigt ihre Kompetenz, selbst zur Rückfallverhütung beizutragen und eine Schlüsselrolle für die Phasenprophylaxe einzunehmen.